In der belgischen Region Flandern schlägt das Herz des Radsports.
Nirgendswo gibt es mehr Rennen in so kurzer Zeit..
Ab Ende Februar - mit dem sogenannten Opening-Weekend, geht es im Frühjahr los und ab da kann man bald jeden zweiten Tag bei Profirennen an der Strecke die Helden betrachten.
Von Woche zu Woche werden die Rennen hochkarätiger.
Den Höhepunkt dieser Kampagne bildet die Flandern-Rundfahrt.
Auch findet man in Flandern einige tolle Radsportmuseen, die man auf jeden Fall besuchen sollte, wenn man in der Nähe ist.
Auch 2025 zog es mich wieder nach Belgien.
Diesesmal wollte ich mir das Rennen "Dwars door Vlaanderen" (Quer durch Flandern) und endlich auch mal die "Ronde van Vlaanderen" (Flandern-Rundfahrt), welche das Highlight der belgischen Klassiker-Kampagne ist, anschauen.
Strategisch günstig, wohnte ich in einem B&B auf einem Bauernhof in Wielsbeke, ganz in der Nähe von Waregem.
Mittwoch 02. April 2025: Dwars door Vlaanderen - Quer durch Flandern:
Der Name ist hier wirklich Programm.
Nahezu im Zickzack-Kurs geht es vom Startort in Roeselare bis nach Waregem über gut 185km bergauf- bergab durch Westflandern.
Auf dem Weg zu einigen Streckenpunkten, war ich mit dem Rad unterwegs und konnte dabei den Taienberg, den Stationsberg und die Mariaborrestraat unter die Reifen nehmen.
Zum Schluß habe ich an der 4km-Marke meinen Posten aufgebaut und die Fahrer dann 2x an mir vorbeirauschen gesehen.
Im letzten Jahr war Wout van Aert - der belgische Lokalmatador bei diesem Rennen schwer gestürzt und hatte die restliche Klassikersaison verpasst.
In diesem Jahr wollte (sollte) er es gewinnen, was auch bis kurz vorm Ziel danach aussah, weil er mit 2 Teamkameraden und einem Konkurenten an der Spitze des Rennens war.
Dieser Konkurent, der Amerikaner Neilson Powless erwies sich aber stärker als die 3 gelben Fahrer und gewann das Rennen vor Wout van Aert und Tiesj Benoot.
Der Vorjahressieger Matteo Jorgensen wurde vierter.
03. - 05. April 2025:
Zwischen den beiden Rennen waren 3 Tage Pause, die ich bei dem herrlichen Wetter nutzte, um die Gegend zu erkunden.
Strategisch günstig gelegen, war der Parkplatz am Bahnhof Waregem stets der Startort meiner Touren.
Am ersten Tag war es eine lockere Runde zum einrollen, vorbei an Wortegem, dem Ort, in dem der Tour de France Sieger von 1926 - Lucien Buysse - lebte, über einige ruppige Kopfsteinpflaster-Passagen (eine gerade Straße mit bestimmt 1,5km hatte mir fast die Plomben aus dem Gebiss gerüttelt ;-) und dann natürlich auch einige leichte Steigungen hinauf.
Tags darauf sollte es aber dahin gehen, wo es weh tut.
Kurz nach dem Warmfahren stand der Achterberg in Oudenarde auf dem Programm.
Glücklicherweise geteert, ließ er sich ganz gut fahren.
Dann ging es über den Eickenberg und weiter zum Hotond, an dessen "Gipfel" die berühmte weiße Windmühle (mittlerweile ohne Flügel) steht, an der die Flandern-Rundfahrt alljährlich vorbei zieht.
Dann ging es weiter in Richtung Kluisbergen über die "Ronde van Vlaanderen Straat" - hier sind alle Gewinner und Gewinnerinnen seit Anbeginn auf der Straße verewigt.
Kurz danach bog ich auf den Oude Kwaremont ab, allerdings erstmal bergab.
Unten angekommen (was sich als schwerer als bergauf zu fahren herausstelle), drehte ich und nahm den Berg nun in Angriff.
Am gleichen Tag fuhren viele Profis ihren Recon auf der Strecke - mit Zeiten, die mich einfach nur erblassen ließen.
Ich brauchte knapp 3x so lange, wie Tadej Pogacar an diesem Tag ..........
Die folgende Abfahrt verlegte ich auf die Straße und es ging wellig weiter.
Die Hellestraat hinauf und dann den Nokereberg - der letzte Berg von Dwars door Vlaanderen - kurz danach noch die Hoolstraat hoch und dann ging es wieder zurück nach Waregem.
Wenn es auf dem Papier auch nicht so viele Höhenmeter sind, wie ich in der Heimat ohne Probleme fahre, sind die Verhältnisse hier ganz anders.
Denn die Kopfsteinpflasterstücke - auch Kasseien genannt und die Hellinge - das sind die kurzen, aber meist steilen und oft auch noch über Kopfsteinpflaster führenden Anstiege, ziehen einem die Kraft aus den Beinen.
Am Ende war ich auf jeden Fall fix und fertig und vor allem gut durchgeschüttelt ;-)
Die letzte Tour meiner Flandern-Kampagne war dann auch eher, um wieder die verkrampften Muskeln zu lockern.
War zwar in Varent noch mal ein längeres Kopfsteinpflasterstück, was kurzfristig Mensch und Maschine zum beben brachte, ging es alsbald an die Schelde und dann an den Kanaal - Kortrijk - Bossuit, wo es sich herrlich eben auf perfektem Untergrund pedalieren ließ.
Weiter ging es auf dem Guldensporenpad von Avelgem nach Moen und dann nach langen flachen Kilometern noch einmal die Hellestraat nach Tiegem hinauf.
Ab hier war es nur noch lockeres cruisen bis nach Waregem.
Insgesamt knapp 230km haben mir dieses Jahr bei solch herrlichem Wetter, Flandern von seiner schönsten, aber auch wirklichen Seite gezeigt.
Das sollte man als Rennradfahrer tatsächlich mal gesehen haben.
Vielleicht auch nur, um sich dann wieder auf unsere, wenn auch oftmals beschissenen, aber auf jeden Fall geteerten Straßen zu freuen.
Wenn auf diesen deutschen Straßen, dann noch die gelassene unf oftmals zuvorkommende Art der belgischen Autofahrer gegenüber Rennradlern Einzug halten würde, wäre es kaum auszuhalten ;-)
Sonntag 06.04.25 - Ronde van Vlaanderen - die Flandern-Rundfahrt
Der "heilige Sonntag" im April in Belgien.
In Deutschland kaum vorstellbar, sind hier in Belgien das ganze Frühjahr über, aber heute noch mehr - die Gazetten voll von Radsport.
Doch wer würde heute das (die) Rennen gewinnen?
Aufgrund der Tasache, dass die besten Zuschauerplätze für dieses Highlight des Straßenradsports wohl schon auf Jahre vergeben sind (ich hatte am Freitag die ganzen Camper und VIP-Zelte am Kwaremont gesehen), entschied ich mich, das Rennen der Männer ganz in der Nähe meiner Unterkunft (hier waren sie nach gut 70km) am Rande von Waregem anzuschauen und dann wieder zurück zu fahren und den Rest in Ruhe vorm Fernseher zu schauen.
Es war zwar sonnig aber ziemlich frisch und vor allem sehr windig.
An der Brücke über die Leie, auf der ich stand, hatte sich die erste Ausreißergruppe abgesetzt und das Hauptfeld mit allen Favoriten folgte in kontrolliertem Abstand.
Mit technischen Problemen kämpfend, konnte ich die schnelle Vorbeifahrt der Fahrer nicht auf Bildern festhalten.
Auch das Ausbreiten meines Banners gestaltete sich bei dem Wind und aus Ermangelung von Befestigungsmöglichkeiten dieses mal als schwierig, um nicht zu sagen unmöglich :-(
So ging es dann auf die Heimfahrt und ab vor den Fernseher.
Noch war alles ruhig.
Doch alsbald überschlugen sich die Ereignisse und auch die Fahrer (innen).
Sowohl beim Herren-Rennen stürzten der große Favorit Matthieu van der Poel und auch der Hesse John Degenkolb (der leider ausscheiden musste), als auch im Damen-Rennen die 2 malige Siegerin Elisa Longo- Borghini (für die das Rennen auch beendet war).
Danach ging es in beiden Rennen hoch her und die wirklich allerbesten, machten den Sieg unter sich aus.
In beiden Rennen waren unter den jeweils 3 Erstplatzierten 5 aktuelle bzw ehemalige Weltmeister (innen).
Bei den Herren gewann der aktuelle Weltmeister Tadej Pogacar vor Mads Pedersen und Matthieu van der Poel.
Im Damenrennen war die aktuelle Weltmeisterin Lotte Kopecky schneller als Pauline Ferrand-Prévot und der Friedrichshafenerin Liane Lippert (nur sie war noch nie Weltmeisterin).
2024 hatte ich Gelegenheit, den E3 Saxo Classic Preis, sowie Gent-Wevelgem zu sehen.
Stationiert war ich in Brakel im Flandrien Hotel, einem echten Radsporthotel.
Von hier aus konnte ich auch das Koers-Museum in Roeselare und das Ronde van Vlaanderen Museum in Oudenarde schnell erreichen.
E3 Saxo Classic - auch die kleine Flandern-Rundfahrt genannt. (Freitag 22.03.2024)
Hier werden schon viele der Steigungen des großen Rennens eine Woche später, auf gut 200 km Länge gefahren.
2024 gewann Mathieu van der Poel vor Jasper Stuyven und Vorjahressieger Wout van Aert.
Gent - Wevelgem - die mittlerweile 86. Austragung dieses Klassiker fand am Sonntag den 24.03.2024 statt.
Etwas flacher und schneller als der E3 Preis, sind hier gut 250 km zu fahren.
Mads Pedersen (der Ex-Weltmeister von 2019) gewann vor dem aktuellen Weltmeister Mathieu van der Poel und Jordi Meeus.
Koers - Radsportmuseum in Roeselare
In der Heimatstadt, des leider kurz nach seinem Weltmeistertitel von 1970 verunglückten Jean-Pierre Monsere, befindet sich in einem tollen alten Gebäude, dieses liebevoll eingerichtete Museum.
Ronde van Vlaanderen Museum in Oudenarde
Dieses Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit der Flandern-Rundfahrt.
Ein paar Impressionen aus dem Flandrien Hotel
Radsport ist hier Programm bei den Gastgebern Jamie und Bernard.
Meine eigene kleine Flandern-Rundfahrt bot auch alles, was man aus dieser Region schon immer im Fernseher gesehen hat.
Sonne, Wind, Regen, Hagel, Kopfsteinpflaster, steile Anstiege .........epische Streckenabschnitte der echten Ronde van Vlaanderen.
Aber genau das wollte ich ja auch erleben :-)