Radlergruß im Wandel der Zeit

Der Radlergruß hat sich in all den Jahren seit es Fahrräder gibt, stets gewandelt.

 

War es bis Anfang der 1900er noch üblich einen entgegenkommenden Radler mit "All Heil" freundlich zu grüßen und ihm somit auch quasi eine gute, möglichst pannen- und sturzfreie Weiterfahrt zu wünschen, ist dieser Gruß seit der unsäglichen Nazizeit ein wenig verpönt und überhaupt auch in Vergessenheit geraten.

Dieses "Heil" bezog sich aber wirklich NUR auf das Wohl und Heil des gegrüßten Radfahrers.

 

Ein wunderschöner Krug aus dem Kannebäckerland (Westerwald / Rheinland-Pfalz) - hergestellt zu Beginn des 20. Jahrhundert, zeigt den alten Gruß.


Hier auch noch mal zu sehen auf alten Anstecknadeln und Bierkrügen aus vergangenen Tagen.


 

Als ich Anfang der 1980er Jahre mit dem Rennradfahren begonnen habe,  war es üblich, sich unter Rennradlern mit einem kurzen Handheben oder zumindest (wenn man keine Hand vom Lenker nehmen konnte) mit einem freundlichen Kopfnicken zu grüßen.

Diesen netten Brauch hatte ich auch schnell verinnerlicht.

Natürlich gab es auch damals schon Radler, die lieber geradeaus oder gar noch äußerst "konzentriert" auf ihr Vorderrad stierten, wenn ihnen ein Radfahrer entgegen kam und jeglichen Gruß verweigerten.

Mir ist aus der damaligen Zeit immer noch ein sturer "alter Bock" in Erinnerung, der sich auch nach einem freundlichem Hallo nicht zu einem Gegengruß hinreißen lassen konnte.

Da wir ihn öfters unterwegs getroffen haben, stellten wir nach etlichen vergeblichen Versuchen bei ihm das Grüßen ein.

Mittlerweile bin ich selbst schon ein "alter Bock" - grüße aber immer noch.

Sicherlich passiert es auch mir, dass ich einen Radler im Gegenverkehr übersehe oder tatsächlich auch mal in Gedanken bin.

Das dürfte aber eher die Ausnahme sein.

Was mir aber in den letzten Jahren aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass es allgemein und beim radeln im speziellen, scheinbar nur noch selten üblich ist, zu grüßen.

 

Liegt es vielleicht daran, dass es heutzutage viele "spätberufene" gibt, die sich mit den Traditionen und Gepflogenheiten im Radsport nicht auseinandersetzen wollen?

(Diese erkennt man auch oft schon an der Kleiderordnung, die sie beim Rennradfahren zum besten geben ;-)

Oder liegt es daran, dass viele ehemalige Mannschaftssportler (z.B. Ballsportler) aus gesundheitlichen Gründen auf´s Rad umsteigen und ihren neuen Sport rein als Individual-Sport sehen?

Oder ist es auch das immer öfter sehr stark ausgeprägte "Ich"- Gefühl, was einen andere Menschen (ausser einem selbst), oft nicht mehr wahrnehmen lässt?

 

Wer weiß das alles schon... ???

 

Aber wie bei so vielem auf dieser Welt, kann auch das jeder machen, wie er will.

 

Ich finde es dennoch nach wie vor schön und höflich (vor allem bricht man sich auch keinen Zacken aus der Krone), wenn man andere Radler grüßt.

 

Allzeit gute Fahrt